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© Holger Gruhl
Unser Dorf
… Fortsetzung
Jedes Gehöft hatte in einem schmalen Streifen seinen Besitz in Form von
Gärten, Wiesen, Äckern und Wald hinter sich. Die einzelnen Gehöfte waren
durch Feldwege und Hecken voneinander getrennt, die als natürliche Zäune
das Vieh auf dem eigenen Besitz halten sollten. Die Häuserreihen waren in
Folge dieser Grundbesitzverteilung beinahe so lang, wie die Gemarkung...
Die eigentlichen Waldhufendörfer bestanden dabei aus 10 - 15 Hufen
(Hufen: ehemaliges Durchschnittsmaß bäuerlichen Grundbesitzes, auch
veraltet für Acker, Landbesitz), wobei die Größe der Hufen zwischen 120 und
150 Morgen (ein Morgen = 2533,2 qm) schwankte. Davon waren
typischerweise zwei Drittel Waldgebiet.
Heute ist Zaschendorf ein Platzdorf, das bedeutet, dass alle Straßen des
Ortes auf den Dorfplatz führen. Zaschendorf entstand im 11. /12. Jh. als
Ansiedlung fränkischer Bauern. Gegründet wurde das Dorf vermutlich durch
einen Lokator (Kolonialland verteilender Ritter) namens Cas(tis)lav. Die erste
Ortsbezeichnung Zaschlensdorff aus dem Jahre 1367 und Zcazlauwendorf
aus dem Jahre 1387 wurden wahrscheinlich von dem Namen des Lokators
abgeleitet. Auch könnte der Name des Dorfes von den Vornamen Castolaus,
Tsastolaus, Schasliw, Zschaßlaw oder Zcschaschlaw herrühren. Der Vorname
Zcschaschlaw kommt in der Familie von Schönfeld in den Jahren 1344 bis
1474 häufig vor.
Die Gemarkung raint nördlich mit den Doberwiesen und den Hinterbergen
an die Eschdorfer Flur, entlang der ehemaligen Gemeindeviehtreibe mit
Schullwitz und Reitzendorf und in einem Zipfel auf dem Hahnstein oder am
Zschoben mit Borsberg. Im Süden grenzt das Pillnitzer Waldgebiet an.
Bereits im Jahre 1387 bestand im Ort ein Vorwerk mit einer
Hammelschäferei des Rittergutes Schönfeld. Um 1490 kam Zaschendorf
zum Rittergut Schönfeld. 1494 war der Ort "mit gerichten über hals und
hant" im Besitz der Familie von Karras. Zaschendorf war also ein
sogenanntes Besitzdorf, d. h. eine Gründung von Einzelpersonen. Das
Erbregister aus dem Jahre 1535 enthält Bestimmungen über die
Fronarbeiten von zehn leibeigenen Bauern. Demzufolge hatte jeder Bauer
jährlich folgendes zu leisten: "9 pflüge, 34 sicheln, 8 sensen, 9 Rechen, 7
Tage loben adir holzhawen, 1 tagk honigk schneiden, die Wiesen daselbst
heuen, dürr machen, schobern" sowie andere Feld- und Jagddienste.
Das Charakteristische an Zaschendorf war das alte Ortsiegel. Es zeigt einen
Bauern mit sechs Ähren.
Um 1900 wurde versucht, das Dorf zusammen mit Borsberg wegen seiner
landschaftlich reizvollen Lage als Höhen-Luftkurort und Sommerfrische
auszubauen. Der damalige im Jahre 1889 gegründete Ortsverein Borsberg-
Zaschendorf-Reitzendorf (Vorsitzender: Otto Melchior) setzte sich mit allen
Kräften dafür ein, was aber nicht den erwarteten Erfolg brachte. Die
Bestrebungen des Ortsvereins gingen in erster Linie dahin, neue und
gesunde Wohnungen zu schaffen. Geworben wurde u. a. mit den Worten:
"Wer sich hier ansiedeln will, dem ist viel Gelegenheit geboten, Bauland in
schöner Höhenlage preiswert (qm 2 bis 5 Mark) zu erwerben". Vor dem 1.
Weltkrieg bauten sich dann Arbeiter, die in der nahen Pirnaer und
Dresdener Industrie beschäftigt waren, Häuser beiderseits der alten
Höhenstraße.
1931 starteten am Triebenberg erstmals Segelflieger. Dieser Sport war
allerdings nach 1945 nicht mehr möglich, denn der 2. Weltkrieg machte
auch um Zaschendorf keinen Bogen. Gewitztes und mutiges Verhalten der
Einwohner ließen die zum "Endkampf" in Stellung gegangenen
Wehrmachtsverbände wieder abziehen und so konnte einer Zerstörung des
Dorfes vorgebeugt werden. Aber auch die Zeit mit der Roten Armee war
anscheinend nicht immer angenehm.
Nach dem Krieg blieb der Ort landwirtschaftlich geprägt und kam als
Ortsteil zu Schönfeld. Heute ist der Triebenberg wieder Startbasis für
Hobby-Piloten aller Art. Nur Segelflieger haben sich nicht mehr angesiedelt.
Der Weg zum Gipfel war jahrzehntelang versperrt, da diese Erhebung für
eine militärische Radarstation der Sowjetischen Streitkräfte ausgebaut
wurde. Zu dieser Zeit ist auch der noch vorhandene Waldgürtel entstanden.
Der Abzug der späteren GUS-Truppen vom Triebenberg fand am 12.
Oktober 1992 statt. Danach war noch ungewiss, was aus dem Objekt
werden soll. Heute beherbergt es ein neues Labor für Höchstauflösungs-
Elektronenmikroskopie und elektronische Holographie der TU Dresden.
Diese sind für die Elektronik-Industrie von Bedeutung und inzwischen
gehört das hiesige Labor zu den weltweit anerkannten Einrichtungen der
Spitzenklasse. Für diese Forschungen werden sehr hohe Anforderungen an
die Störfreiheit gestellt, die den Triebenberg auszeichnen. 1993 wurde
Zaschendorf Teil der neu gebildeten Großgemeinde Schönfeld-Weißig und
seit dem 01. Januar 1999 gehört der Ort als Stadtteil zur Landeshauptstadt
Dresden